Preisverdächtiger Umweltschutz im Zementwerk
Zugegeben, an ein Zementwerk denkt man nicht unbedingt an erster Stelle, wenn es um einen Umweltpreis geht. Verdient hätte es das badische Werk allemal. Das Werk ist seit 2009 im Herstellungsverfahren stets auf dem aktuellen Stand der Technik und gilt als eines der energieeffizienteste und umweltschonendste Zementwerk Europas.
Und das Werk in Wössingen ist Vorreiter in Sachen Umweltschutz und Arbeitssicherheit: „Die gesetzlich vorgegebenen Emissionswerte wurden 2017 im Jahresmittel zu 99,9 Prozent erfüllt. Mit zusätzlichen Maßnahmen und Investitionen streben wir weitere positive Entwicklungen an“, erklärt Jörg Heimburg, seit diesem Jahr Umweltleiter. Der Bergbauingenieur ergänzt stolz: „Die Stickstoffemissionen (NOx) beispielsweise wurden 2017 im Mittel erstmals unter 200 mg pro Kubikmeter gesenkt. Damit ist unser Zementwerk in Wössingen Vorreiter für die deutsche Zementindustrie, für die diese Grenzwerte erst ab 2019 gelten.“
Für den Umweltpreis für Unternehmen 2018 haben sich 51 beworben, 18 baden-württembergische Unternehmen sind nominiert. Die Preisverleihung findet am 04. Dezember 2018 statt. Dotiert ist der Preis mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 60.000 Euro. Die Gelder sind zweckgebunden, die Siegerunternehmen müssen sie für betriebliche Umweltschutzmaßnahmen einsetzen.
Ausgezeichnet werden Unternehmen für herausragende Leistungen im betrieblichen Umweltschutz und für eine vorbildliche umweltorientierte Unternehmensführung. Bei der Vergabe des Preises steht im Vordergrund, dass das Unternehmen unter den Gesichtspunkten des Umwelt- und Klimaschutzes, der Ressourcenschonung sowie der Energieeffizienz als beispielhaft und wegweisend eingestuft werden kann.
Rohstoffgewinnung, Zementproduktion und Umweltschutz – wie geht das?
Im ständigen Dialog mit der Bevölkerung strebt die regionale Werkleitung nicht nur geringstmögliche Emissionswerte an, sondern sorgt durch sehr viele große und kleine Aktivitäten für den Erhalt von Natur und Umwelt. Sei es eigene Streuobstwiesen, ein gemeinsam mit Schulklassen entwickelter Naturlehrpfad, Insektenhotels oder durch Rekultivierung des Steinbruchs geschaffener Lebensraum für heimische Tierarten wie Kreuzkröte, Uhu, Fledermäuse und Wanderfalken.
Überhaupt gehören Steinbrüche sowie Kiesgruben zur Kulturlandschaft im Südwesten. Unvergessene Badeerlebnisse im Baggersee prägen die Kindheit ganzer Generationen. Renaturierte Steinbrüche sind für bedrohte Fauna und Flora ideale Lebensräume und sorgen für den Erhalt der Artenvielfalt in der Region.
In der Produktion setzt das Zementwerk statt auf fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdgas und Erdöl immer mehr verschiedene Ersatzbrennstoffe aus der gewerblichen Abfallentsorgung ein. Durch die hohe Flammentemperatur im Drehrohrofen von über 2000 Grad Celsius können diese Stoffe ohne die Entstehung belastender Abgase verbrannt werden.
Auch für die Energie der Zukunft zeigen sich die Verantwortlichen aufgeschlossen. Seit März 2017 steht zudem auf dem 12.000 m² großen Dach der Mischbetthalle eine Fotovoltaikanlage. „Selbst wenn wir den Umweltpreis diesmal nicht gewinnen sollten, bleiben wir weiter am Ball. Allein die Nominierung macht uns stolz und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, bemerkt Werkleiter Stephan Schenk.
Arbeitssicherheit und Ausbildung
Das Werk ist stolz auf seine Unfallstatistik, die seit geraumer Zeit gegen Null geht, und dies obwohl die Rahmenbedingungen in der Zement-Produktion naturgemäß anspruchsvoller sind als in anderen Bereichen. Damit das so bleibt finden regelmäßig Weiterbildungen statt und sogenannte Safety Days. An diesen nimmt regelmäßig eine überwältigende Mehrheit der Belegschaft freiwillig teil. Ob Sekundenschlaf beim LKW-fahren, erste Hilfe leisten, oder der richtige Gebrauch von Feuerlöschern – bewusst machen, verhindern oder der Umgang von Gefahren will gelernt sein. Im letzten Jahr wurde OPTERRA Wössingen mit dem deutschen Arbeitsschutzpreis für die nachhaltigen Bemühungen belohnt.
Die Belegschaft ist in den letzten beiden Jahren leicht angestiegen. Lehrlinge werden bei den Meistern direkt ausgebildet. Durch die Kooperation mit dem Küchengerätehersteller Neff in Bretten erhalten Auszubildende die Möglichkeit in den Themen betreut zu werden, die im Werk nicht abgebildet werden können. Dem Zementwerk ist es bisher immer gelungen, Auszubildende zu übernehmen und so für eigenen regionalen Nachwuchs zu sorgen.