Entwicklung umweltfreundlicher Zementsorten: neuer Puzzolanzement mit natürlichem Trass

Die Anwendungsbereiche von Zement sind vielfältig: von massiven Fundamenten bis hin zu Betonfertigteilen oder sogar filigranen Schmuckstücken kann Zement bzw. Beton eingesetzt werden. Damit ist klar: Zement ist nicht Zement. Unterschiedliche Anwendungen erfordern auch unterschiedliche Sorten des grauen Pulvers. Das jüngste Mitglied der Produktfamilie des Wössinger Zementwerks ist ein Puzzolanzement unter Einsatz von „Trass“, eines natürlichen Puzzolans aus der Vulkaneifel. Unter dem Handelsnamen „Trasszement“ ist er unseren Kunden schon bekannt. Die normative Bezeichnung CEM II A-P 42,5 R ist da schon etwas sperriger.
„Bei der Herstellung von Zementklinker werden relativ große Mengen des im Gestein gebundenen CO2 freigesetzt“, weiß Matthias Hörter, Anwendungsberater und Leiter des Betonlabors im Wössinger Zementwerk, zu berichten. „Um den ökologischen Fußabdruck von Zement zu verbessern, soll der Einsatz hochgebrannten Klinkers in den Zementen möglichst niedrig gehalten werden durch Verwendung alternativer, wertiger Rohstoffe.
Trass ist genau ein solcher Rohstoff“, so Matthias Hörter. Und zwar einer, den uns die Natur sozusagen vor die Füße gelegt hat. Trass kann sich als Gestein beispielsweise nach Vulkanausbrüchen aus Lava bilden und wird heute in Steinbrüchen gewonnen. Sein Vorteil: Trass ist latent hydraulisch und bildet mit kalkhaltigen Anregern und Wasser dauerhaft stabile Verbindungen, die zu sehr guter Verfestigung und Dichtigkeit von Zementstein im Beton führen. Gemeinsam mit Zementklinker und anderen Zuschlagstoffen wird Trass im Wössinger Werk zu Zement vermahlen. „Bereits im Spätsommer 2018 wurden erste Schritte unternommen, diesen wertigen, neuen Rohstoff für die Zementherstellung zu generieren. Damit wurde frühzeitig und aktiv auf die stark reduzierten Hüttensandmengen reagiert, die bis dato einen erheblich hohen Anteil in diversen Zementsorten hatten.
Nach ausführlichen Tests von Mörtel und Beton im Jahr 2019 starteten wir in 2020 umfangreiche Werksversuche bei namhaften Produzenten von Betonwaren. Die Qualitätsergebnisse der hergestellten Betonprodukte waren ausgezeichnet und wir erhielten eine durchweg positive Resonanz in puncto Verwendbarkeit und Eigenschaften von Trasszement. Seit Herbst 2020 ist unser Trasszement außerdem VDZ-zertifiziert und unterliegt damit, wie alle Zementsorten, der eigenen, aber auch der ständigen externen, institutionellen Überwachung. Wir sind damit eines der wenigen Zementwerke Deutschlands, die ein solches Produkt anbieten“, freut sich Matthias Hörter.
„Allerdings sind wir nicht die Ersten!“
Bereits im antiken Rom erkannte man die Vorteile von Puzzolanen und vor allem von Trass. Zeugnis hiervon gibt das sogenannte „Römerbergwerk“ in der vorderen Eifel auf dem heutigen Gelände der Fa. Meurin.
Es war das größte Abbaugebiet für vulkanische Rohstoffe nördlich der Alpen.
Bereits vor rund 2.000 Jahren wurde hier Trass im Untertagebau abgebaut und als Zusatzstoff für den damals eingesetzten römischen Beton „Opus caementitium“ verwendet – in „Germanien“, aber vor allem in den damaligen Provinzen rund ums Mittelmeer. Hunderte römischer Bauwerke sind unter Einsatz von Opus caementitium und den darin enthaltenen Puzzolanen entstanden – und bis heute hervorragend erhalten.

Der Pont du Gard im Süden Frankreichs, 1. Jh. n. Chr.:
Zur Auskleidung der Wasserleitung wurde Puzzolan verwendet.
Und wo wird der neue Zement in Zukunft eingesetzt werden? „Insbesondere für die Herstellung von Betonwaren wie Pflastersteinen oder Kanalrohren eignet sich der neue Zement hervorragend“, so Matthias Hörter. Und er ist überzeugt: „Innovative, umweltfreundliche Zementsorten werden immer wichtiger.“ Trasszement könnte sich langsam zu einem neuen Bestseller im Produktportfolio entwickeln.
Und das wussten offenbar auch schon die römischen Baumeister!