Neues aus dem Werk

Orchester der Natur

Die Kreuzkröte (bufo calamita)

Dieser Chor ist kaum zu überhören. Das Rufkonzert der Kreuzkröten im Wald nach einem regnerischen Sommertag. Manchmal sollen sie sogar dermaßen laut sein, dass sie bis zu zwei Kilometer weit gehört werden konnten. Doch dieses Naturschauspiel ist seltener geworden, denn die Pionierart ist mittlerweile durch die fortlaufende Zerstörung ihres Lebensraumes stark gefährdet.

Die Gründe sind dabei vielfältig. Die Austrocknung von Kleingewässern oder Moorgebieten, Müll, Umweltgifte und Düngemittel in Gewässern bis hin zur immer weiter voranschreitenden Fraktionierung von Naturflächen sind nur einige der Faktoren. Die Folge: Die Kreuzkröte ist fast nur noch in menschengemachten Habitaten anzutreffen.

Im ehemaligen Steinbruch Böhnlich, Teil des weitläufigen Geländes des Wössinger Zementwerks, hat die Kreuzkröte ein dauerhaftes Zuhause gefunden. Steinbrüche bieten ihr ideale Lebensbedingungen: geringer Bewuchs, trockene Bereiche, sandige Böden mit ausreichenden Versteckmöglichkeiten, die ab und an temporäre Wasseransammlungen aufweisen. Hier ist die Zahl der Fressfeinde der Kaulquappen der Kreuzkröte gering.

Wird ein Teil des Steinbruch Böhnlich im Moment renaturiert und begrünt, so ist für das Biotop der Kreuzkröte das Gegenteil der Fall: Die fortlaufende natürliche Sukzession, also die Verbuschung des stillgelegten Steinbruches, gefährdet den Fortbestand der Kreuzkröte. Darum wird ihr Lebensraum regelmäßig gepflegt, unter anderem Büsche und Pflanzen entfernt, um möglichst ideale Bedingungen für diese Pionierart* aufrecht zu erhalten. Selbstverständlich unter der Aufsicht eines versierten Ökologen.

*Was versteht man unter einer Pionierart?
Pionierarten, Pflanzen oder Tiere, haben sich auf die Besiedelung vegetationsfreier Gebiete spezialisiert. Das können beispielsweise Steinbrüche oder Baugruben sein. Nach und nach erobern weitere Pflanzen und Tiere diese Gebiete und verdrängen damit die Pionierarten.

Mehr zur Kreuzkröte:

Die Kreuzkröte ist in weiten Teilen Europas heimisch. Erkennen kann man sie an dem charakteristischen Rückenstrich, dem sie ihren Namen verdankt. Sie wird zwischen vier und sechs Zentimeter groß. Die Kreuzkröte gehört zur Gruppe der Froschlurche, bewegt sie sich allerdings oft anders als viele verwandte Arten. Im Verglich zu anderen Kröten hüpft sie nämlich nur selten, sondern bewegt sich krabbelnd vorwärts, da die Beine relativ kurz sind.

Die Kreuzkröte ist in Deutschland stark gefährdet und steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

Viele ihrer Lebensräume – feuchte Fluss- und Bachauen – sind inzwischen quasi alle zerstört. Das führt dazu, dass Kreuzkröten fast nur noch in menschengemachten Habitaten anzutreffen sind. Da sie vegetationsarme flache Kleinstgewässer bevorzugen, sind sie inzwischen oft auf Baugelände, Abgrabungsflächen und brach liegenden Flächen in der Nähe von Siedlungsgebieten zu finden. Doch auch hier ist die Art großen Gefährdungen ausgesetzt. Werden solche Flächen rekultiviert oder aufgegeben, kann auch dieser Lebensraum schnell ungeeignet werden zum Laichen.

Um diesen vielfältigen Bedrohungen und dem weiteren Schrumpfen der Bestände entgegenzuwirken sind daher noch viele weitere Anstrengungen notwendig. Sonst wird es bald noch stiller in unseren Wäldern.

Quelle: NABU, wikipedia

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