Das Lebenselixier des Zementwerkes schlummert unter der Erde und ist rund 250 Millionen Jahre alt – der Kalkstein des Kraichgaus. Ohne den Abbau dieses Gesteins ist das Zementwerk undenkbar. Rund eine Million Tonnen davon werden jedes Jahr im heutigen Steinbruch Lugenberg gewonnen und im angrenzenden Werk verarbeitet. Was plant das Wössinger Zementwerk nun, um in 20 bis 30 Jahren über ausreichend Reserven zu verfügen?
1. Erweiterung des bestehenden Steinbruchs
Im Osten, auf der Kuppe des Lugenbergs, stößt der bestehende Steinbruch nahezu an seine genehmigte Grenze. Das Wössinger Zementwerk möchte über diese hinaus einen ungefähr 150 m breiten Streifen abbauen. Ob dort jemals tatsächlich abgebaut werden kann, steht heute noch nicht fest. Das Gebiet muss zunächst im Regionalplan als Vorranggebiet für den Abbau von mineralischen Rohstoffen ausgewiesen werden. Außerdem muss eine Vielzahl von Grundstücken erworben werden.
Mit den Eigentümern werden wir in den kommenden Monaten Kontakt aufnehmen. In einem anschließenden Genehmigungsverfahren werden die Rahmenbedingungen für den Abbau festgelegt. Hier werden unter anderem Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Natur definiert. In rund zehn Jahren könnte dann der Steinbruch tatsächlich erweitert werden. Eine nochmalige Erweiterung des Steinbruchs gegen Osten ist dann aus heutiger Sicht ausgeschlossen, queren doch die Pipelines für Öl und Ethylen den Lugenberg.
2. Suche nach einem Areal für einen zukünftigen Steinbruch
Zukünftig erforderliche Investitionen, insbesondere in die Minderung von CO2-Emissionen oder die Reduzierung des Wasserverbrauchs, sind mit Aufwendungen in dreistelliger Millionenhöhe verbunden. Dazu benötigt OPTERRA jetzt Investitionssicherheit, was gleichbedeutend mit dem Zugriff auf Kalksteinreserven ist. Darum müssen wir uns bereits heute Gedanken über einen zukünftigen Steinbruch machen.
„Vor der Hacke ist es duster“ lautet eine alte Bergmannsweisheit. Und diese Erkenntnis hat auch heute noch Bestand. Natürlich besteht der Untergrund des Kraichgaus aus Kalkstein, aber verschiedene Konzentrationen an Elementen wie Calcium, Silizium, Eisen oder Aluminium machen den Unterschied. Deshalb ist der Kalkstein nicht überall für die Zementherstellung geeignet. Geologische Voruntersuchungen bzw. Erkundungsbohrungen können hier Klarheit schaffen.
Das, und die unterschiedlichen Raumnutzungsarten müssen bei der Suche nach einem neuen Abbauareal berücksichtigt werden. So hat die Errichtung eines Steinbruchs in einem Naturschutzgebiet oder in unmittelbarer Nähe von Wohnbebauung kaum Chancen auf Erfolg.
Die Entfernung eines zukünftigen Steinbruchs zum Zementwerk spielt ebenso eine große Rolle. Ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist es, die Distanzen für den Transport des gewonnenen Kalksteines zur weiteren Verarbeitung in das Zementwerk möglichst kurz zu halten. Wo ein zukünftiger Steinbruch zu liegen kommen kann, ist das Ergebnis eines langen Prozesses und heute noch nicht klar. Wir werden alle Interessierten offen und transparent über die weiteren Schritte informieren. Über Fragen und Anregungen freuen wir uns.
Steht das Areal für einen zukünftigen Steinbruch fest, so ist es bis zur eigentlichen Gewinnung von Kalkstein ein weiter Weg: Neben der Berücksichtigung eines möglichen Abbaugebietes im Regionalplan müssen auch der oder die Grundeigentümer dem Vorhaben zustimmen. Ein Genehmigungsverfahren würde auch hier die Rahmenbedingungen zum Schutz von Mensch und Natur festlegen. Der Neuaufschluss eines Steinbruchs wäre dann in rund 20 bis 30 Jahren möglich.
Ein Steinbruch bedeutet stets eine Inanspruchnahme von Flächen auf Zeit. So wird in den kommenden Jahren der aufgelassene Steinbruch Böhnlich durch Renaturierung der Natur zurückgegeben. Ist das erfolgt, soll auch im aktiven Steinbruch Lugenberg eine schrittweise Renaturierung beginnen. Und auch ein möglicher neuer Steinbruch, der heute noch Zukunft ist, wird irgendwann Vergangenheit sein.

Der weg in die Sichere Zukunft
Langfristige Perspektiven und Planungszeiten gehören bei einem Steinbruch dazu. Bei dem Verfahren zur Realisierung der Vision „Zukunft Zement aus Wössingen“ handelt es sich um einen aufwändigen Prozess mit vielen Schritten und Beteiligten. Hier haben wir für Sie eine Übersicht gestaltet, die alles auf einen Blick zusammenfasst.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Ja, das Wössinger Zementwerk führt selbstverständlich Steuern an die Gemeinde Walzbachtal ab. In den vergangenen Jahren flossen so im Durchschnitt jährlich rund eine halbe Million Euro in das Budget der Gemeinde. Damit werden Kindergartenplätze, Infrastrukturmaßnahmen, usw. finanziert.
Ohne einen Steinbruch in Walzbachtal oder den umliegenden Gemeinden kann das Zementwerk in der jetzigen Form nicht weiterbestehen. Im Moment verfügt das Zementwerk über Kalksteinreserven von 20 bis 25 Jahren. Ob in das Werk weiter investiert werden kann, z.B. in Technologien zum Schutz der Umwelt und Minderung der Emissionen, hängt davon ab, ob ausreichend Kalksteinreserven verfügbar sind.
Das Wössinger Zementwerk soll bis spätestens 2050 CO2-neutral arbeiten. Enorme Investitionen werden dazu in den kommenden Jahrzehnten notwendig sein.
Arbeitsplätze vor Ort, Steuerzahlungen an die Gemeinde, Sponsoring von lokalen Vereinenen, Kooperationen mit Schulen und Kindergärten und zahllose geschäftliche Verbindungen würden entfallen. Wir sind davon überzeugt, dass von einem Fortbestand des Zementwerks die Gemeinde und ihre Bürger ebenso profitieren wie OPTERRA.
Bislang kann niemand, auch OPTERRA nicht, sagen, wo ein neuer Steinbruch genau liegen kann. Insofern lässt sich diese Frage nicht beantworten. Sicher ist: Wird ein neue Steinbruch errichtet, so wird in einem Genehmigungsverfahren der Schutz von Mensch und Natur thematisiert. In einem Genehmigungsverfahren haben Bürger, Interessenvertretungen, Behörden, usw. die Möglichkeit, ihre Anregungen und Bedenken vorzubringen. Wir treten mit unserem Vorhaben bereits jetzt an die Öffentlichkeit, um diese Anregungen möglichst früh in unser Vorhaben zu integrieren.
Bislang kann niemand, auch OPTERRA nicht, sagen, wo ein neuer Steinbruch genau liegen kann. Sicher ist: Moderne Steinbrüche werden so aufgefahren, dass stets eine Sichtkulisse zwischen z.B. einer Ortschaft und dem Steinbruch bestehen bleibt. So soll das Landschaftsbild möglichst erhalten werden. Als Beispiel können hier die Steinbrüche Lugenberg und Böhnlich dienen. Sie sind von den öffentlichen Straßen kaum einsehbar. Nach dem Abbau wird im Falle von Wald ohnehin wieder der „Urzustand“ hergestellt. Das heißt Modellierung des ursprünglichen Geländes und Aufforstung. Auch ein etwaiges Förderband zwischen dem Steinbruch und dem Werk wäre nach heutigem Stand möglichst nicht wahrnehmbar in die Landschaft zu integrieren (z.B. Trasse in einem Tunnel).
Der Lugenberg wird auch im Falle der Erweiterung des Steinbruchs nicht vollständig abgebaut. Sein höchster Punkt in rund 266 Meter Seehöhe bleibt auch in Zukunft erhalten und garantiert einen schönen Ausblick in das umliegende Land.
Ein Steinbruch bedeutet, anders als z. B. eine Straße, eine Inanspruchnahme von Fläche auf Zeit. Ist der Steinbruch irgendwann erschöpft, wird er der Natur zurückgegeben. Schon jetzt wird am Gelände des Zementwerks der Steinbruch Böhnlich verfüllt und renaturiert, ebenso laufen hierzu erste Vorbereitungen im Steinbruch Lugenberg. Details der Renaturierung müssen u. a. mit der zuständigen Behörde abgestimmt werden.
Unmittelbar im Steinbruch Lugenberg arbeiten elf Personen. Die eingesetzten Großmaschinen müssen alle manuell bedient werden, u. a. Bagger, Radlader und LKWs. Das Zementwerk, das den Kalkstein aus dem Steinbruch bezieht, zählt rund 120 Mitarbeiter. Ohne Steinbruch in der Umgebung des Zementwerks wären die Arbeitsplätze sowohl im Steinbruch, auch als im Zementwerk gefährdet.